Wohin mit dem Geld 2023? Was 2022 geschah…und was jetzt sinnvoll ist.

2022 war an dem Kapitalmärkten ein turbulentes Jahr. Wie könnte es 2023 und in den folgenden Jahren weiter gehen und welche Empfehlungen lassen sich daraus für den privaten Kapitalaufbau ableiten? Wie lässt sich Kapitalanlage entspannt und effizient gestalten – trotz wechselnder Wetterlagen an den Märkten?

Anfang 2022 sah die Welt hoffnungsvoll aus. Die Zentralbanken druckten fleißig Geld und die Euphorie über einen Neustart nach der Corona-Pandemie beflügelte die Märkte. Die Leitzinsen der Zentralbanken befanden sich weiterhin nahe Null oder sogar darunter. Es blieb nichts anderes übrig als möglichst viel in Realwerte zu investieren. Vor allem Aktien und Immobilien profitierten.

Was hat sich in den letzten 12 Monaten verändert?

Die Energiekrise durch den Ukraine-Krieg sowie weiterhin stockende Lieferketten durch Lockdowns in China haben das Bild deutlich verändert. Das viele billige Geld, das von den Zentralbanken zwecks Krisenüberwindung erschaffen wurde, traf auf stockende Lieferketten. Wir Menschen hatten nach dem Lockdown wieder Lust auf Konsum und bestellten Autos und allerlei andere Konsumgüter. Ebenso bestellten Firmen mehr und mehr Investitionsgüter, um ihre Produktion wieder hochzufahren und die Bestellungen der Konsumenten zu befriedigen. Somit überwog in vielen Bereichen die Nachfrage das Angebot. Die Preise stiegen. Verschärfend kam die Energiekrise hinzu. Der Ukraine Krieg und die folgenden Sanktionen führten zur Knappheit von Brennstoffen und entsprechend steil ansteigenden Preisen. Plötzlich war von Inflationsraten von 10% und mehr die Rede.

Zentralbanken treten auf die Bremse – vor allem in den USA

Bis zu den jüngsten Ereignissen hatte sich trotz jahrelanger Gelddruckerei die schon lange befürchtete höhere Inflation zurückgehalten. Günstige Produktion in China und anderswo hielt den Angebotswettbewerb hoch und billiges russisches Gas half uns in Europa zusätzlich, die Preise im Zaum zu halten. Die internationalen Lieferketten gerieten ab 2020 durch Corona ins Stocken, die neuerliche Lockdown-Runde in China kam 2022 besonders ungelegen. Und mit der billigen Energie aus Russland war es auch vorbei. Zack! Die Inflation schlug zu.


Zentralbanken legen Vollbremsung hin (Bild: pixabay.com)

In den USA trat die Zentralbank besonders beherzt auf die Bremse. 2022 wurde in 7 Zinsschritten der Leitzins von knapp über Null auf über 4,5% Prozent angehoben. Die europäische Zentralbank war zögerlicher. Es gab vier Zinsschritte von 0% auf inzwischen um die 2,5%. Die EZB steckt in der Zwickmühle. Sie kann nicht so beherzt wie in den USA bremsen, da sonst der Euroraum erneut zu zerfallen droht, da wirtschaftlich schwache Staaten die Verlängerung von Staatsschulden zu höheren Zinsen kaum stemmen könnten.

Die steigenden Zinsen bremsen die Nachfrage, da viele Projekte durch teurere Finanzierungen unrentabler werden. Firmen vertagen Investitionen. Immobilienprojekte werden verworfen. Die Nachfrage geht zurück. Der Preisdruck fällt und somit die Inflation.

Die Zentralbanken geben mehr oder weniger offen zu, dass ein Inflationsziel von 2% pro Jahr inzwischen unrealistisch ist. Inzwischen tendieren die Entscheider, einen langfristigen Inflationsdurchschnitt von 3%-5% zu tolerieren. Das sei realistisch, da fossile Brennstoffe ohnehin langfristig knapper werden. Zudem kaufen viele Firmen inzwischen weniger international ein und erhöhen die Lagerhaltung, um die Lieferketten sicherer zu gestalten. Das erhöht tendenziell die Einkaufspreise und somit auch die kalkulierten Endkundenpreise.

Wie lege ich mein Geld im neuen Zinsumfeld an?

Die Inflation kommt inzwischen schon etwas zurück – vor allem in den USA, wo die Zentralbank stärker gebremst hat. Trotzdem sollten wir weiter mit spürbarer Inflation rechnen – aus vorher angeführten Gründen. Die Idee, nach den gestiegenen Zinsen wieder Zinspapiere wie Staatsanleihen zu kaufen, ist also mit Vorsicht zu genießen. Zehnjährige Bundesanleihen von Deutschland werfen weiterhin nur rund 1% Rendite ab. 10 Jährige US-Staatsanleihen bringen immerhin wieder um die 3%. Kauft man Anleihen „riskanterer“ Länder oder Unternehmen kann es auch etwas mehr sein. Klar ist aber, dass damit Kaufkrafterhalt schwierig bis unmöglich ist. Die Realrendite nach Inflation bleibt negativ. Kaufkraftverlust droht. Bei 2% Anlagezins und 5% Inflation haben wir beispielsweise eine Realrendite von minus 3% pro Jahr. Nach 10 Jahren sinkt die Kaufkraft auf 0,97 hoch 10 = 73,7%. Mehr als ein Viertel weniger Kaufkraft!

Sachwerte weiter Gebot der Stunde – Vorsicht bei Immobilien

Wie in meinem Beitrag von 2022 ausgeführt, bleiben Sachwerte also das Gebot der Stunde, da sie einen echten Wert per se darstellen und somit von Geldeffekten wie Inflation mittel- bis langfristig unberührt bleiben sollten.

Bei Immobilien ist jedoch in den kommenden Jahren Vorsicht geboten, da stark gestiegene Finanzierungszinsen die Nachfrage dämpfen und somit die Preise fallen lassen. Viele können sich die Wunschimmobilie schlicht nicht mehr leisten. Zunächst gehen die Transaktionen zurück, da Verkäufer an den alten Preisvorstellungen festhalten. So kommen weniger Verkäufe zustande. Mit der Zeit ist aber der Rückgang vorprogrammiert, denn immer mehr Verkäufer sehen ein, dass sie im Preis heruntergehen müssen. Hinzu kommen Risiken des Gesetzgebers wie energetische Sanierung und andere Nachhaltigkeitsvorschriften – alles gut und sinnvoll, aber eben auch teuer. Was vielleicht für die Eigennutzung noch ansprechend ist, wird als Investment zunehmend uninteressant. Natürlich gibt es starke Unterschiede je nach Lage und Preissegment.

Mehr zu Sachwerten in meinem Beitrag von Anfang 2022.

Auch Festzinsanlagen und Garantieprodukte sind weiterhin mit Vorsicht zu genießen. Festgelder werfen noch lange nicht genug Zinsen ab, um die Inflation auszugleichen. So sollte man nur Geld parken, dass man in Kürze wieder braucht. Garantieprodukte wie herkömmliche Lebensversicherungen oder Bausparverträge sind weiterhin ebenfalls zu schwach verzinst. Die Garantien zwingen die Anbieter in niedrig rentierliche Zinspapiere. Diesen Zinspapieren drohen zudem Kursverluste, falls die Zinsen weiter steigen. Viele Lebensversicherungen haben durch die letzten Anstiege hohe Kursrückgänge bei Zinspapieren erlitten. Das sind stille Lasten in der Bilanz, die die künftige Wertentwicklung hindern. Die Risikobudgets bleiben niedrig und somit die Freiheit gering, trotz Garantieverpflichtungen in produktive, reale Anlageklassen wie Aktien zu investieren.

Auf Effizienz und Einfachheit achten – bei höchstmöglicher Sicherheit durch Diversifikation

Sachwerte bleiben also weiterhin Trumpf. Die einfachste Möglichkeit ist die Beteiligung an Unternehmen, die rund um die Welt Produkte produzieren, die die Menschen immer brauchen, egal in welcher Währung und bei welcher Inflationsrate. Am einfachsten und kostengünstigsten ist dies über global streuende Aktien-Indexfonds machbar.

Eine weltweite Diversifikation stellt sicher, dass lokale Effekte ausgeglichen werden. Die europäische Industrie leidet besonders unter den gestiegenen Energiepreisen. Die US-Energielieferanten und Länder, die nun Öl und Gas „mit Rabatt“ aus Russland erhalten, profitieren hingegen. Dortige Unternehmen können höhere Gewinne erzielen und werden deshalb von Investoren bevorzugt – die Kurse steigen. Somit werden Nachteile in einem Teil der Welt woanders ausgeglichen. Am Ende ist eine Krise nur eine Umverteilung und Restrukturierung des Systems. Daran, dass die Menschen Produkte zum Leben und konsumieren kaufen und Unternehmen damit irgendwo auf der Welt Gewinne machen, ändert sich hingegen nichts.

In meinem kürzlichen Blogbeitrag gehe ich auf meine Empfehlungen für eine möglichst einfache und effiziente Umsetzung ein, die wenig Aufwand macht und Steuern und Kosten minimiert:

Wie Sie das sicherste Portfolio der Welt bauen für den langfristigen Kapitalaufbau