Berater bewahren ihre Kunden vor kostspieligen Fehlern, und genau das ist ihre Aufgabe

Obiger Titel ist ein Zitat des Erfinders des Indexfonds, John C. Bogle. Welchen Einfluss hat gute Beratung tatsächlich auf Ihre Anlageergebnisse und in welchen Bereichen kann ein guter Berater den besten Mehrwehrt leisten?

Die Investmentgesellschaft Vanguard, die John C. Bogle gegründet hat, legte 1976 den ersten Indexfonds auf. Sie gehört noch immer zu den größten Anbietern von Indexfonds und ist als Genossenschaft für besonders günstige Produkte bekannt. Zudem erforscht sie seit Jahrzehnten wissenschaftlich die Einflussfaktoren auf erfolgreiches Investieren.

„Adviser’s Alpha“ – der Mehrwert des guten Beraters

Dem Konzept des „Adviser’s Alpha“ liegt die Idee zugrunde, dass ein guter Berater seine Kunden bei der eigenverantwortlichen Geldanlage begleitet. Das unterscheidet sich grundlegend von der Idee des Vermögensverwalters, bei dem der Kunde die Verantwortung für die Geldanlage gegen Gebühr abgibt. Dass dies in der Mehrheit der Fälle nicht funktioniert, ist auch wissenschaftlich erwiesen. Ich habe kürzlich einen Beitrag dazu veröffentlich: Prozyklik: Warum Vermögensverwalter im Schnitt so schlecht abschneiden

Der Wert professioneller Beratung beträgt rund 3% Mehrrendite pro Jahr

Vanguard hat auf Basis zahlreicher Studien Abschätzungen erarbeitet, welcher Teil einer guten Beratung im Schnitt welche Renditeverbesserung erbringt. Im Wesentlichen werden die Ergebnisse von Beratern, die die Konzepte des „Adviser’s Alpha“ anwenden, mit jenen verglichen, die sie nicht anwenden.

Quelle: Vanguard

Die Mehrwerte entstehen in drei Bereichen: Portfolioaufbau, Vermögensmanagement und Verhaltenscoaching.

Portfolioaufbau

Asset-Allokation und Total Return vs. Income Strategie

Die Asset­-Allokation bezeichnet die Aufteilung des Anlagevermögens auf verschiedene Assetklassen wie Aktien, Anleihen und Geldmarkt. Der Prozentsatz einzelner Assetklassen richtet sich dabei nach der finanziellen Situation, der Risikobereitschaft und dem Anlagehorizont des Kunden. Sie ist der wichtigste Faktor für Renditeschwankungen und die langfristige Wertent­wicklung eines diversifizierten Portfolios, in dem kein oder wenig Markt­timing zum Einsatz kommt. Sie hängt auch davon ab, ob es darum geht, langfristig den höchstmöglichen Gesamtertrag (Total Return) oder ein laufendes Einkommen (Income) zu generieren.

Quelle: Vanguard

Den Renditebeitrag dieser beiden Aspekte hat Vanguard nicht in die Summe der 3% einbezogen, da schwer quantifizierbar, denn jeder Kunde hat andere Präferenzen. Tatsächlich ist der Beitrag aber deutlich über Null, da die richtige (z.B. nicht zu vorsichtige Asset-Allokation) den Ertrag steigern kann. Letzteres ist aber aus meiner Sicht auch dem Abschnitt Verhaltens-Coaching zuzurechnen.

Steuerliche Optimierung

Diesem Bereich schreibt Vanguard in den USA bis zu 0,21% Mehrrendite zu. In Deutschland dürfte der Wert deutlich höher liegen, wie meine eigenen Berechnungen zum Thema „Depot vs. Police“ und der Vergleich verschiedener Möglichkeiten der Altersvorsorge zeigen. Mehr dazu in meinen Beiträgen:

Kosteneffiziente Implementierung

Mein Lieblingsmotto lautet: „Gesparte Kosten sind die sicherste Rendite“. Vanguard schreibt diesem Bereich bis zu 0,69% jährliche Mehrrendite zu.

Kosteneffiziente Portfolio-­Implementierung ist ein wichtiger Bestandteil professioneller Anlageberatung und lässt sich zudem sehr einfach berechnen: Bruttorendite minus Kosten (Fondskosten, Handels­ oder sonstige Kosten und Steuern) ist gleich Nettorendite. Jeder Euro an Verwaltungs­gebühren, Handelskosten und Steuern bedeutet einen Euro weniger an möglicher Rendite. Außerdem steigen Kosten genau wie Renditen durch den Zinseszinseffekt. Daher kann es sich langfristig deutlich auszahlen, von Beginn an auf kosteneffiziente Fonds zu setzen. Wenn also Kosteneffizienz tendenziell zu höheren Renditen führt, dann sollte dies auch bei der Auswahl der Anlageinstrumente eine wichtige Rolle spielen. Die Tatsache, dass kostengünstige Fonds im Durchschnitt höhere Renditen erwirtschaften als höherpreisige Alternativen hat sich immer wieder in Studien bestätigt.

Vermögensmanagement

Zum Vermögensmanagement gehören die Ruhestandsplanung und das Rebalancing.

Ruhestandsplanung

Durch einen klaren Plan, wann welche Gelder benötigt werden, kann ein Großteil des Kapitals länger mit höchstmöglicher Chancenorientierung angelegt bleiben. Nur der kurzfristiger benötigte Teil wird in weniger schwankende Anlagen umgeschichtet. So kann laut Vanguard ein Mehrertrag vom im Schnitt bis zu 0,21% entstehen.

Rebalancing

Ein einmal gefasster Anlageplan wird durch regelmäßiges Rebalancing beibehalten, z.B. eine 70% Aktien und 30% Anleihen Strategie. Dadurch entsteht ein antizyklisches Verhalten. Sind die Aktien besser gelaufen als Anleihen, wird ein Teil der Gewinne mitgenommen und in sicherere Anleihen umgeschichtet. Umgekehrt werden Aktien nachgekauft, wenn sie zurück geblieben sind. Dieser einfache Mechanismus erzielt laut Vanguard bis zu 0,51% Mehrrendite.

Wie das in der Praxis aussehen kann habe ich in diesem Beitrag aufgezeigt:

Verhaltenscoaching

Den größten Mehrwert gegenüber „herkömmlicher Kundenberatung“ entfällt auf das Verhaltenscoaching und bringt bis zu 1,5% jährliche Mehrrendite. Hier kann ich aus 20 Jahren Beratererfahrung sagen, dass ich das noch für untertrieben halte. Folgende Beispiele betreffen unsere simplen menschlichen Emotionen der Gier und Angst:

Nerven behalten in schwachen Märkten

Immer wieder führe ich in schwierigen Marktphasen Gespräche mit Kunden, die dazu zur Folge haben, dass sie einfach investiert bleiben, anstatt mit Verlusten auszusteigen. So profitieren die Kunden vom folgenden Aufschwung, anstatt erst wieder einzusteigen, wenn die Kurse schon wieder (fast) am Höhepunkt angelangt sind.

Nicht zu gierig werden

Gerade junge, unerfahrene Anleger neigen dazu, in gut laufenden Märkten ihre Schwankungstolerenz zu überschätzen und gehen zu große Risiken ein, setzen zu viel auf eine Karte, vermindern also die Diversifikation und erleiden dann all zu oft Schiffbruch.

Nicht auf den idealen Einstiegszeitpunk warten…

…denn er kommt womöglich nie. So oft habe ich von Kunden die Frage gehört „Sollen wir wirklich jetzt einsteigen? Die Märkte sind doch schon so gut gelaufen…“. Leider wissen wir nicht, ob beim nächsten Rückgang wirklich ein günstigerer Einstieg möglich ist. Daher ist es immer sinnvoll, baldmöglichst einzusteigen. Im Zweifel empfehle ich einen automatischen, gestückelten Einstieg, z.B. in zwölf Monatsschritten über ein Jahr hinweg. So hat man nicht das Gefühl, noch nicht dabei zu sein, wenn es nach oben geht und kann sich bei Rückgängen freuen, dass ein Teil des Geldes noch günstiger investiert wird.

Breit gestreut mit ruhiger Hand

Wenn es mir als Berater gelingt, meinen Kunden ein kostengünstiges und breit gestreutes Portfolio aufzubauen, mit dem sie sich so wohl fühlen, dass sie durch alle Auf und Ab der Märkte das beste tun, was man tun kann, nämlich gar nichts, dann habe ich mein Ziel als Berater erreicht. Denn das ist nachweislich der beste Weg zum erfolgreichen Vermögensaufbau für Sie.