Der Ton zwischen den USA und China wird wieder schärfer. In diesem Beitrag möchte ich analysieren, welche realistischen Szenarien uns in den nächsten Monaten erwarten, wie groß der tatsächliche Schaden für das internationale Investorenvertrauen sein könnte – und wie Sie Ihr Vermögen in einer geopolitisch fragmentierten Welt absichern können.
Trump, Zölle und das gefährliche Spiel mit dem Vertrauen
Donald Trump hat bereits in seiner ersten Amtszeit gezeigt, dass er Zölle nicht als wirtschaftliches, sondern als politisches Instrument versteht. Im aktuellen Anlauf geht es weniger um reale Handelsdefizite als um Machtprojektion und Deutungshoheit. Seine Berater setzen offenbar darauf, dass China erneut einknickt – ähnlich wie 2019, als nach Monaten der Eskalation eine Phase relativer Beruhigung einsetzte.
Doch diesmal ist die Ausgangslage anders:
- China ist wirtschaftlich selbstbewusster, technologisch weiter und weniger abhängig von US-Märkten.
- Die globale Lieferkette ist bereits diversifiziert – Unternehmen haben seit COVID-19 und dem ersten Zollkrieg umgesteuert.
- Das Vertrauen internationaler Investoren in die Stabilität der USA ist angeschlagen, nicht zuletzt durch institutionelle Erosion, Polarisierung und Haushaltsblockaden.
Es geht also nicht nur um Zölle, sondern um die Frage: Ist Amerika noch ein verlässlicher Anker der Weltwirtschaft – oder wird es zum Risikofaktor?
Vier Szenarien bis Jahresende: Von Eskalation bis Gesichtswahrung
Die nächsten Monate könnten sich entlang folgender Entwicklungslinien entfalten:
1. Eskalation ohne Rücksicht
Trump erhöht Strafzölle auf chinesische Produkte drastisch (z. B. +60 % auf Elektromobilität, +50 % auf Halbleiter), mit dem Ziel, kurzfristige politische Erfolge zu inszenieren. China reagiert mit Gegenzöllen, Einschränkungen bei seltenen Erden und Währungsmaßnahmen.
Folgen:
- Märkte reagieren mit Volatilität
- Lieferketten erneut gestört
- Investoren flüchten in Gold, CHF, Bitcoin
- Unternehmensinvestitionen stagnieren
2. Eskalation mit Rückzugsnarrativ
Nach einem Sommer der Zuspitzung wird im Herbst eine symbolische Einigung präsentiert: China erklärt sich zu „Strukturreformen“ bereit, die aber wenig Substanz haben. Trump verkauft den Deal als Sieg – ähnlich wie das „Phase 1“-Abkommen 2020.
Folgen:
- Märkte atmen auf
- Rückkehr zu wirtschaftlicher Normalität
- Kein echter Strukturwandel – sondern „business as usual“ unter geopolitischem Dauerstress
3. Wirtschaftliche Gegenmacht formiert sich
Donald Trumps Präsidentschaft war nie ein Projekt der Partei, sondern ein persönliches Machtmodell – geprägt von direkter Kontrolle, medialer Zuspitzung und dem permanenten Angriff auf bestehende Institutionen. Doch in seiner zweiten Amtszeit trifft dieses Modell auf eine neue Realität: Die Wirtschafts- und Finanzwelt hat aus der ersten Amtszeit gelernt – und ist nicht mehr gewillt, stillschweigend zuzusehen.
Das dritte Szenario basiert auf der Annahme, dass sich innerhalb der USA selbst ein machtvoller, aber undiszipliniert auftretender Präsident zunehmend isoliert, wenn zentrale Teile des wirtschaftlichen Establishments und moderat-konservative Kreise erkennen: Ein Bruch mit internationalen Partnern gefährdet nicht nur kurzfristige Gewinne, sondern das ganze System – inklusive ihrer eigenen Machtbasis.
Warum nimmt der Gegenwind jetzt zu?
1. Big Business will Stabilität, nicht Eskalation
- Tech-Konzerne wie Microsoft, Apple oder Amazon sind globale Unternehmen. Ihre Wertschöpfung hängt von offenen Märkten und funktionierenden Lieferketten ab.
- Finanzriesen wie JPMorgan, BlackRock oder Goldman Sachs sind eng mit globalen Kapitalströmen verwoben. Sanktionen und Unsicherheit treffen sie direkt.
- Versicherer und Pensionsfonds kalkulieren mit Zeithorizonten von Jahrzehnten – politische Eskalation ist für sie toxisch.
2. Die republikanische Partei ist gespaltener denn je
- Ein Teil folgt Trump weiterhin loyal.
- Doch wirtschaftsliberale Republikaner – etwa aus Kalifornien, Texas oder New York – beginnen, eigene Linien zu ziehen.
- Sie fürchten wirtschaftliche Schäden und den Verlust politischer Unterstützung in wichtigen Staaten.
3. Bundesstaaten und Gerichte spielen mit
- Kalifornien, New York und Illinois verfügen über erhebliche wirtschaftliche und rechtliche Eigenmacht.
- Sie können bundespolitische Maßnahmen durch Klagen, Regulierung und Gegeninitiativen konterkarieren.
Wie sieht der mögliche Ablauf dieses Szenarios aus?
Sommer 2025: Trump kündigt neue Strafzölle an. Erste Unternehmen stoppen Expansionspläne, Märkte reagieren nervös.
Herbst 2025: Eine informelle Allianz aus Großbanken, Techunternehmen und wirtschaftsliberalen Republikanern arbeitet auf die Begrenzung präsidialer Kompetenzen hin. Hinter den Kulissen wächst der Druck, etwa über Medien, Lobbygruppen, juristische Initiativen oder direkte Gespräche mit republikanischen Senatoren.
Winter 2025: Trump gibt nach – vielleicht nicht offiziell, aber über die Verschiebung oder Aussetzung geplanter Maßnahmen. Gleichzeitig wird eine PR-Offensive gestartet: „China lenkt ein“, „Amerika siegt“, „Jobs first“.
Was bedeutet das für Anleger?
Unabhängig vom konkreten Verlauf zeigt sich: Der Weltwirtschaftsraum ist fragmentierter, politischer und unberechenbarer geworden. Ein strategisch diversifiziertes Portfolio ist nicht mehr Kür, sondern Pflicht.
Drei Prinzipien für Ihr Langfristportfolio:
1. Internationale Diversifikation:
- Setzen Sie auf ETFs und Fonds mit globaler Streuung: USA, Europa, Asien-Pazifik, Schwellenländer.
- Achten Sie nicht nur auf Länder, sondern auch auf Währungsräume.
2. Branchenmix mit Substanz:
- Kombinieren Sie Technologie, Gesundheit, Infrastruktur, Grundversorgung.
- Vermeiden Sie Klumpenrisiken in zyklischen oder stark regulierten Sektoren.
3. Robuste Asset-Klassen:
- Beimischen von Sachwerten (Immobilien, Gold), Anleihen stabiler Staaten, ggf. auch inflationsgeschützte Produkte.
Vertiefende Informationen dazu finden Sie in meinem Beitrag: 👉 Wie Sie das sicherste Portfolio der Welt bauen – für den langfristigen Kapitalaufbau
Fazit:
Der neue Zollstreit zwischen den USA und China ist mehr als nur ein Handelskonflikt – er ist ein Lackmustest für das Vertrauen in die politische Steuerungsfähigkeit der größten Volkswirtschaft der Welt. Als Anleger gilt es, nicht auf kurzfristige Schlagzeilen zu reagieren, sondern strukturell zu denken: Resilienz entsteht nicht durch Vorhersage, sondern durch Vorbereitung.